Status Quo der Musikwirtschaft in Sachsen

music:match 2016

Vom 29. April bis 1. Mai trafen sich Musiker, Akteure der Musikwirtschaft und musikaffine Interessierte aller Art in Dresden zur music:match. Auf den Podien wurde eifrig diskutiert, während parallel das dazugehörige Festival startete, das seinen finalen Höhepunkt am Sonntag mit dem Thanks-Jimmy-Festival feierte.

Musikwirtschaft in Sachsen

Am Freitag wurde die Konferenz feierlich mit dem Podium zum Thema Music is my Job? Standortfaktor Musikwirtschaft in Sachsen eröffnet. Auf der Bühne fanden sich sowohl politische Vertreter als auch Akteure der Musikwirtschaft zusammen. Aufsichtsratsmitglied Nils Burchartz moderierte die Diskussion.

Es gibt noch viel zu tun

Das Entree gab Staatssekretär Stefan Brangs (SMWA), der eine konstante und stetige Zunahme der Kultur- und Kreativwirtschaft in Sachsen konstatierte und damit auf die zunehmende Bedeutung des künstlerisch-wirtschaftlichen Sektors verwies. Viele Musiker, Musikpädagogen und Musikwirtschaftler sind jedoch Freiberufler und verdienen dabei kaum so viel Geld, dass sie über die Umsatzsteuergrenze von 17.500€ pro Jahr gelangen. Daher gelte es, so Brangs weiter, vor allem die Arbeitsbedingungen der Künstler und Akteure der Musikwirtschaft zu verbessern – eine Aussage, die für die gesamte Kultur- und Kreativwirtschaft an sich gelten kann.

Der Freistaat will ein Zeichen setzen

Mit der Gründung des Sächsischen Kompetenzzentrums der Kultur- und Kreativwirtschaft, dessen Eröffnung noch in diesem Sommer geplant ist, will der Freistaat Sachsen Hilfe zur Selbsthilfe schaffen. Politik kann und sollte wesentlich an den Rahmenbedingungen mitwirken, so das Fazit von Brangs. Sein Erscheinen auf dem Podium möchte er als Zeichen verstanden wissen, dass der Freistaat die Belange der Musikkultur und -wirtschaft wahr- und vor allem ernstnimmst. Gleichzeitig könne Politik aber nur Hilfestellungen leisten, weswegen man nun auf die Selbstorganisation der Kultur- und Kreativwirtschaft in Sachsen, vor allem auch im Bereich der Musik, selbst vertrauen muss.

Diese Haltung bestätigte auch Aline Fiedler, Landtagsmitglied der CDU in Sachsen. Sie verwies auf die Grenze von Kulturpolitik, bestärkte Musiker und Musikschaffende aber darin, sich mit ihren Belangen und Fragen an den Sächsischen Musikrat zu wenden.

Ein Popbüro für Sachsen?

Innerhalb der sächsischen Musikkultur und -wirtschaft wird dementgegen immer wieder die Forderung nach einer übergreifenden Organisationsstruktur der Musikwirtschaft laut. Zwar tragen Branchenverbände wie Wir gestalten Dresden, Kreatives Leipzig oder Kreatives Chemnitz schon jetzt dazu bei, dass die Akteure und deren Bedürfnisse besser wahrgenommen werden, aber das sei nicht ausreichend, betont der Musikverleger (Oh, my music!) und kulturpolitisch engagierte Magnus Hecht. Eher könne er sich vorstellen, dass ein eigenes Popbüro für die Belange der Musiker und Musikschaffenden in Sachsen zuständig sei. Dies hätte den entscheidenden Vorteil, dass es eine zentrale Anlaufstelle für alle Belange der Musikwirtschaft gäbe, die nicht nur Informationen sammelt und Akteure berät, sondern sie auch aktiv in der Phase der Projektantragsstellung unterstützt.
„Die Erfahrungen, die wir mit der Initiative Musik haben, ist hervorragend“, betonte Magnus Hecht, „so etwas bräuchten wir auch für die Popularmusik in Sachen. Hier fehlen zentrale Personen und Anlaufstellen, die so etwas meistern könnten“. Vorteile eines Popbüros wären daneben Imageförderung für Städte, Regionen und das Land Sachsen und eine bessere Betreuung des musikalischen Nachwuchses.

Turn the Radio off

Im Zusammenhang mit der Förderung von Nachwuchsmusikern kam außerdem die ambivalente Radiokultur in Sachsen zur Sprache. Junge Bands haben hier – im Gegensatz zu Bayern oder Brandenburg – kaum die Möglichkeit, im Radio gespielt zu werden. Eine direkte Einflussnahme der Politik kann allerdings nicht erwartet werden. „Der Landtag ist hier nicht das entscheidende Gremium, sondern der MDR-Rundfunkrat und die Landesmedienanstalt Sachsens“, sagt Aline Fiedler.

Richtig Fördern

Aufsichtsratsmitglied von Wir gestalten Dresden und Volume 11 Mitbegründer Nils Burchartz gab darüber hinaus zu bedenken, dass viele Instrumente der Wirtschaftsförderung an der Kultur- und Kreativwirtschaft vorbeigingen. Auch er verwies mit dem Beispiel der Label-Förderung der Stadt Hamburg auf eine Organisationsstruktur, die es im Freistaat Sachsen erst aufzubauen gilt. In Hamburg werden so heimische Labels bei der Musikproduktion finanziell unterstützt.
Staatssekretär Brangs betonte demgegenüber die branchenoffenen Förderinstrumente des Freistaats und resümiert: „Wir sind auf einem guten Weg.“ Es seien bisher viele Meilensteine erreicht worden und man befinde sich über die Verbände in einem regen Kontakt zu den eigentlichen Akteuren der Kultur- und Kreativwirtschaft. Natürlich habe die Landespolitik ihre Grenze; diese gelte es nun von den Kommunen aufzugreifen und die Kultur- und Kreativwirtschaft auch auf kommunaler Ebene weiter zu unterstützen.

Kreativraumförderung der Stadt Dresden

Eine Form möglicher branchenübergreifender Unterstützung stellt die Kreativraumförderung der Stadt Dresden dar. Zusammen mit Wir gestalten Dresden wurde 2015 ein Handlungsleitfaden entwickelt, der kultur- und kreativwirtschaftlich orientierte Unternehmer, Startups und Künstler förderte. Auch 2016 wird eine neue Ausschreibungsrunde starten.

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