Review zu KWARTIERE#1 – Räume für die Kultur- und Kreativwirtschaft

Wir wollten mehr erreichen, als nur wieder über das "Dresdner Problem" geredet zu haben: Unsere Auftaktveranstaltung zur Reihe KWARTIERE - Räume für die Kultur- und Kreativwirtschaft vom 1. Oktober 2013 sollte vor allem Best Practices zeigen, eine überregionale Perspektive eröffnen, Mut machen und, nicht zuletzt, Macher und Ideengeber vernetzen.
 
Eine umfangreiche Dokumentation mit Video- und Audiomitschnitten gibt es bald auch als DVD.
Hier bitten wir noch um etwas Geduld und nehmen eure Vormerkungen bei Interesse gern via E-Mail an kontakt@wir-gestalten-dresden.de auf.

Mehr Infos und Hintergründe zu KWARTIERE  |  Programmheft als PDF
 
Das Thema Räume für die Kultur- und Kreativwirtschaft ist und bleibt hoch aktuell und auf allen Ebenen vieldiskutiert - KWARTIERE#1 hat gezeigt, dass das Thema nicht nur die Dresdner beschäftigt. Ein breites Spektrum an Gastrednern aus unter anderem Leipzig, Bremen und Görlitz hat, erweitert um Dresdner Beispiele, in Einzelvorträgen die Brisanz von steigenden Mietpreisen und Raumverknappung in städtischen Ballungszentren dargestellt, um gleichzeitig vielseitigste Ansätze zum Umgang mit dem Thema aufzuzeigen. Anhand von Best-Practice-Beispielen wurde gezeigt was machbar ist - auch im Großraum Dresden. Resümierend können wir festhalten, dass es des Engagements und langen Atems auf mindestens zwei Seiten bedarf: Zielorientierte Bearbeitung seitens kommunaler Politik und Verwaltung muss auf ein hohes Maß an Engagement durch die Szene selbst treffen. Wie individuell - und ab und an auch unerwartet "verrückt" - Letzteres praktisch umgesetzt wird, konnte man im Societaetstheater, bei dem wir uns hiermit für die Unterstützung bedanken, sehr lebendig nachvollziehen.

Beispiel Zwischennutzung: Die Metamorphose vom Problembären zum Raum für Möglichkeiten

Die Stadtgeographin Sarah Oßwald, Mitherausgeberin des Bandes Second Hand Spaces und in Bremen für die ZwischenZeitZentrale unterwegs, konnte eine ganz besondere, bundesweit bisher einzigartige Form des Umgangs mit dem Thema Zwischennutzung vorstellen: Im Bremer Stadtgebiet stehen, befeuert durch den massiven Strukturwandel innerhalb der lokalen Wirtschaftslandschaft, vielerorts Immobilien leer, liegen Grundstücke brach. Neunutzer aus Wirtschaft und Verwaltung sind sehr häufig auch mittelfristig nicht in Sicht - die ZwischenZeitZentrale wandelt das Problem in Chancen, fasst Leerstände als Möglichkeits- und Potentialräume auf, unterstützt Ideengeber in sehr praktischer Weise, übernimmt die formale Anbahnung von Nutzungsvorhaben - und schultert hin und wieder, stellvertretend für unerfahrene Akteure, auch temporär die mit Projekten und Ansiedlungen auch verbundenen typischen (Anfangs-)Risiken.
Eine Zwischennutzung entsteht letztlich immer aus dem Kooperationswillen von kreativen Akteuren und aufgeschlossenen Eigentümern nach dem Prinzip „vergünstigter Raum gegen befristete Nutzung“. Die ZwischenZeitZentrale, ein verteilt arbeitendes Team von vier Leuten, spürt potentielle Objekte auf, berät bei Anbahnung und Umsetzung, entwickelt gemeinsam mit den Nutzern nachhaltige Konzepte und vermittelt gegenüber Stadt- und Landesverwaltungen. Finanziert wird das Ganze im Übrigen durch die Bremer Bürgerschaft, also der Kommunal- beziehungsweise Landesverwaltung.
Wichtig für diese Form der Arbeit am Thema ist vor allem eine gewisse vorherrschende Offenheit für's Thema: Dass dieses Pilotprojekt von einer breiten politischen Basis gewollt und mitgetragen wird, spiegelt sich in einer Ressort-übergreifenden Zusammenarbeit auch auf Verwaltungsebene wider. Das Bremer Pilotprojekt hat es geschafft, hier einen Türspalt pro alternative Ansätze zu öffnen und sich als innovatives Instrument für Stadtentwicklung zu etablieren - und siehe da: Hier gewinnen alle Seiten gleichermaßen.
Nicht selten entstehen, durch die ZwischenZeitZentrale angeregt, auch längerfristige Mietverhältnisse: Ungenutzte Räume verursachen für die Eigentümer unnötige Kosten und erzielen eine negative Außenwirkung im Stadtgebiet; insbesondere soziale Projekte oder Berufs-Starter benötigen günstigen Raum und nehmen die inhaltlich- wie formal-gestalterische Herausforderung "unfertiger" Räume nur zu gerne an. Die ZwischenZeitZentrale bringt es auf die Formel "Leerstand, Brache + Idee – geringe Miete = Instandhaltung der Immobilie + Berufschance + Belebung"  Bei aller Beachtung von Besonderheiten des Bremer Immobilienmarkts: Das sollte auch andernorts umsetzbar sein.

KWARTIERE bringt zusammen, was zusammen gehört: "StadtGestalten" und "ZusammenArbeiten"

In zwei parallel laufenden Panels zu den Themen "Alternative Immobilienentwicklung" und "Formen kultur- und kreativwirtschaftlicher Raumnutzung" haben wir jeweils vier Referenten detailliert über Lösungsansätze und damit verbundene Hürden reflektieren lassen. Dabei war es uns wichtig, auch eine Bandbreite an Dresdner Projekten vorzustellen - Ballroom Studios, Markenzoo, Zentralwerk, geh8, Volume11, neonworx oder die Nikkifaktur arbeiten mit unterschiedlichsten Ansätzen und haben sich unterschiedlichsten Herausforderungen zu stellen. Was wir mit KWARTIERE#1 gelernt haben: Es lohnt sich, die verschiedenen Ideengeber und Macher dieser Stadt zusammen zu bringen - für alle, die am Thema Raum arbeiten. Für diejenigen, welche ganz einfach neuen Raum für Entfaltung gleichwelcher Art suchen, ergeben sich neue Perspektiven der Gestaltung, finden sich in Einzelfällen entscheidende Kontakte und Hinweise, kann sich eine positive Dynamik entfalten.
Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bei allen Beteiligten, Mitwirkenden und Gästen für den gelungenen Auftakt der Veranstaltungsreihe KWARTIERE bedanken. Es wird weitergehen, euer Input, eure Anregungen dafür sind herzlich willkommen!
 
Mehr Infos und Hintergründe zu KWARTIERE  |  Programmheft als PDF 
Eine umfangreiche Dokumentation gibt es bald auch als DVD: Video- und Audiomitschnitte müssen noch bearbeitet und zusammengestellt werden, hier bitten wir um etwas Geduld und nehmen eure Vormerkungen gern via E-Mail an kontakt@wir-gestalten-dresden.de auf.