Debatte: Interkultur statt Sachsentümelei

In der 39. Plenarsitzung des Sächsischen Landtages hat die Landtagsfraktion der AfD den Antrag "Von Sachsen – für Sachsen – in Sachsen – Konzept für ein sachsenweites Konzertprojekt im ländlichen Raum" eingebracht, indem sie sich für eine Konzertreihe sächsischer Musiker ausspricht. Die Interessengemeinschaft (IG) Landeskulturverbände Sachsen, der auch der Landesverband der Kultur- und Kreativwirtschaft Sachsen e.V. gehört, hat sich dazu positioniert und aus inhaltlichen Gründen deutlich gegen die Konzertreihe ausgesprochen.

Stellungnahme

Die IG Landeskulturverbände begrüßt es, dass sich die Landtagsfraktion der AfD mit der Kulturpolitik in den ländlichen Räumen Sachsens auseinandersetzt. Einigkeit besteht in der Annahme, dass der Ausbau einer kulturellen Infrastruktur zur Steigerung der Attraktivität des ländlichen Raums beiträgt. Aus Sicht der IG Landeskulturverbände ist dieses Ziel allerdings nicht mit einer staatlichen Konzertreihe einzulösen. Vielmehr plädieren die Vertreter der Sparten dafür, sich tatsächlich für eine Stärkung der Infrastruktur in den ländlichen Räumen auszusprechen, um so eine nachhaltige und in den Regionen verankerte Kulturförderung zu ermöglichen. Dazu gehören eine gesicherte Ausstattung bereits existierender, leistungsfähiger Institutionen genauso wie die Erprobung neuer Ansätze in der Kulturvermittlung oder von Kulturformaten sowie ein Eintreten für eine verbesserte Erreichbarkeit der Kultureinrichtungen durch einen Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel. Die IG Landeskulturverbände sieht den ländlichen Raum im Vergleich zu den großen Städten Sachsens zudem eher benachteiligt im Ansatz interkultureller sowie internationaler Formate als im konzertanten Musikbereich.

Fraglich in besagtem Antrag der AFD-Fraktion bleibt weiterhin die Forderung, Konzerte vorwiegend mit »sächsischen Musikern« und »Mitgliedern der sächsischen Orchester« durchzuführen. Welchen qualitativen Zugewinn die sächsische Herkunft der betreffenden Musiker verspricht, bleibt dabei genauso fraglich, wie die Definition desselben. Soll ein »sächsischer Musiker« hier geboren sein oder genügt eine Anstellung bei einem sächsischen Orchester? Gerade im Kulturbereich findet seit Jahrhunderten durch weltweiten Austausch eine ständige Befruchtung und Weiterentwicklung der Künste statt. Auch sächsische Künstler haben in Vergangenheit und Gegenwart intensiv von Ihren kulturellen Botschaftern im Ausland profitiert. Die IG Landeskulturverbände wird den Antrag der AFD - Fraktion fachlich nicht unterstützen. »Statt subtil geäußerter Sachsentümelei sollten wir für ein weltoffenes und tolerantes Sachsen eintreten und auch in der Kulturförderung die richtigen Signale setzen.« so der Sprecher der IG Landeskulturverbände Torsten Tannenberg.

Beim Lügen ertappt

In der Landtagsdebatte vom 31. August behuaptete Dr. Frauke Petry, die IG würde, trotz der deutlich gemachten Ablehnung, das Vorhaben unterstützen und sei von ihrer Ablehnung „zurück gerudert“. Auch hier positioniert sich die IG LAndeskulturverbände deutlich dagegen:

Die Interessengemeinschaft Landeskulturverbände Sachsen (IG) artikuliert gemeinsame Positionen aller Spartenvertreter. Da es im Zusammenhang mit der formulierten Pressemitteilung zum Antrag der AfD kein Gespräch eines Vertreters der IG mit Dr. Frauke Petry gab, ist das von ihr behauptete „Zurückrudern“ schlicht als Lüge zu entlarven. Die IG nimmt den Vorfall somit zum Anlass, um erneut deutlich zu machen, dass besagter Antrag die falschen Signale in der Kulturförderung setzen würde und bleibt geschlossen bei der Haltung, dass der Antrag seitens der Landeskulturverbände eine klare Zurückweisung erfährt. Die Wunschhaltung der AfD-Fraktion entbehren somit einer faktischen Grundlage.

Befremdlich bleibt für die IG das Vorgehen der AfD, das nicht auf eine inhaltliche kulturpolitische Debatte zielt.
Die Bemühung der Landeskulturverbände um kulturelle Belebung ist dabei stets als Lobbyarbeit für die Beförderung künstlerischer Qualität in einem der Fachlichkeit verpflichteten aufgeschlossenen Sinne und nicht  eingeschränkt auf sächsische Kulturarbeiter zu verstehen. Festzuhalten bleibt, dass die IG den Antrag aus inhaltlichen Gründen abgelehnt hat und die Integrität besitzt, fachlich überzeugende Anträge unabhängig jeder einbringenden Partei unterstützen zu können. Es wird damit auch eine kulturpolitische Aufgabe sein, der AfD eine Kultur der Fach- und Sachlichkeit näher zu bringen.

IG Landeskulturverbände

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