Jana Betscher – DRESDNER Kulturmagazin

IHR SEID WIR Nr.3
Wir machen Dresdens kreative Köpfe sichtbar und stellen euch ab sofort jeden Mittwoch eines von 110 WGD-Mitgliedern aus 12 Teilbranchen der Kultur- und Kreativwirtschaft vor.
Im letzten Monat waren wir in der Branche des Werbemarktes unterwegs. Heute lernen wir mit Jana Betscher eines unserer Mitglieder aus dem Pressemarkt kennen.

Jana kam im Frühjahr 1990 nach Dresden, um das kulturelle Leben dieser Stadt zu entdecken und seine reichhaltige Vielfalt für die Dresdner:innen sichtbar zu machen. Mit der neu gewonnenen Presse- und Meinungsfreiheit gediehen in den 90er Jahren nebst der zahlreichen hochkulturellen Institutionen und Veranstaltungen insbesondere die subkulturellen Orte, Praktiken und Künstlergruppen. Zuvor als Redakteurin beim Nürnberger Stadtmagazin “Plörrer” angestellt, iniziierte die diplomierte Sozial- und Volkswirtschaftlerin nun eines der ersten Stadtmagazine in Dresden. Hierbei legte sie Wert auf eine selbstorganisierte Interessensvertretung und gründete die von Großverlagen unabhängige, reine Mitarbeitergesellschaft “Medien Verlags GmbH”. Somit sichert sie bis heute die finanzielle Beteiligung der Mitarbeitenden und die damit erworbenen Mitbestimmungsrechte am Unternehmen.

Zeitgleich gründeten Uwe Stuhrberg & co. ihr SAX. Das Dresdner Stadtmagazin, welches ebenfalls bis heute Bestand hat. Mit dem DRESDNER war Jana bis 1996 also nur die Nr. 2 auf dem Markt. Ihr Pioniergeist drängte sie weiter voran und sie entscheidet sich dazu, aus dem kostenpflichtigen Stadtmagazin ein kostenloses Kulturmagazin zu machen. Damit hat sie schon früh die Funktion des Internets vorweggenommen – und bietet nun Zugang zu Informationen für eine breite Zielgruppe – ohne monetäre Gegenleistung. Seither bildet
ihre Leser:innenschaft die Dresdner Gesamtbevölkerung ab. Nach eigenen Angaben wird zwischen 19 und 81 Jahren jede:r mit einer kulturellen Affinität in der Stadt mit diesem Printmedium erreicht. In der Mitte der Nullerjahre glaubte Jana, ihre Leser:innen würden immer älter – doch seit fünf Jahren hat sie auch die jüngeren Menschen wieder zurück geholt. Stolz bemerkt sie: „Immer wenn ein neues Medium auf den Markt kommt, heißt es, alle vorherigen Medien seien tot. Aber das stimmt nicht. Auch wenn du heute im Internet alles finden kannst, für die EINE Übersicht der Freizeitplanung sind wir unabdingbar. Eine Doppelseite in der Mitte des Heftes zeigt jeden Monat alle Kulturveranstaltungen der Stadt – von Konzerten- über Theaterpremieren, Kinoprogramme bis hin zu Lesungen.“

Heute arbeiten 20 bis 25 Menschen für das Kulturmagazin und erreichen mit einer Auflage von 36.000 Exemplaren ca. 90.000 Leser:innen in und um Dresden.
Nachhaltigkeit wird hier großgeschrieben. seit Anbeginn wird auf Umweltschutzpapier aus Kriebstein oder Schwedt gedruckt und die Auslieferung findet inzwischen mit einem Fahrradkurier per Lastenrad statt.
Durch eine permanente Anpassung des Mediums an die Zielgruppe und die Gegebenheiten bleibt das Interesse bei den Lesenden konstant.
Aufgrund der Pandemie und der vielen aus- und weggefallenen kulturellen Veranstaltungen, stand Jana mit ihren Mitarbeiter:innen vor der Herausforderung, viel leeren Platz mit Inhalt füllen zu müssen. Kurzerhand entstand das „Stadträtsel“, das in jeder Ausgabe historische Persönlichkeiten der Stadt vorstellt.
Ein weiteres Format, welches viel Anklang findet, sind die „Dresdner Miniaturen“: ein Kurzgeschichten-Wettbewerb auf der letzten Seite des Magazins.

Ein Wermutstropfen des Dresdner Pressemarktes gibt Jana zu denken: der journalistische Nachwuchs in dieser Stadt ist nicht so stark, wie sie es sich wünscht. Das Diskursklima in Dresden sei ein ganz anderes als z. B. in Leipzig, wo es mehr universitäre Geistes- und Sozialwissenschaften gibt. Die ansässigen Hochschulen in Dresden haben Janas Auffassung nach die deutliche Aufgabe, mehr Diskurs und eine stärkere journalistische Nachwuchsförderung anzuregen.

Als Sprecherin der 2010 gegründeten "IG Kraftwerk Mitte" vertrat Jana 13 Unternehmen aus der Kreativ- und Medienbranche mit dem Ziel, den Ausbau des ehemaligen Heizkraftwerks in Dresden Mitte für die Kultur- und Kreativwirtschaft nutzbar zu machen. Nebst zahlreicher Kreativunternehmen hat auch unser Branchenverband heute seinen Sitz im “Kraftwerk Mitte 7” und feiert in diesem Jahr sein 10-jähriges Bestehen. Danke Jana, dass du Mitinitiatorin und Gründungsmitglied bist von Wir gestalten Dresden!

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