Position zu den Dresdner Kulturinseln

Wir begrüßen es, dass die Stadt Dresden trotz der aktuellen Maßnahmen rund um die Corona-Pandemie und das derzeitige Verbot von Großveranstaltungen anstrebt, ein Unterhaltungsprogramm für die Bewohner*innen und Gäste der Stadt Dresden aufzusetzen. Mit der Idee der Kulturinseln fand so eine Vorlage in den Stadtrat Eingang, die ein Konzept verspricht, das Dresdner Künstler*innen (primär Musiker*innen) auf 12 Bühnen in die Innenstadt holt und bei einem "musikalischen Spaziergang" durch die Stadt für "Entertainment" sorgen möchte.

Die Idee, dass sich Dresdner Künstler*innen in der Innenstadt präsentieren können, finden wir grundsätzlich sehr wünschenswert. Dennoch kritisieren wir die inhaltliche Schwerpunktsetzung sowie die Art und Weise der Ausschreibung und Auftragsvergabe des Projektes "Kulturinseln" durch die Stadt Dresden und den Oberbürgermeister, das den von unserer Seite hier eigentlich abzubildenden Künstler*innen und Engagierten nicht gerecht wird.

In Zeiten der Not, in der nicht nur viele Künstler*innen Einbußen zu verzeichnen haben, sondern auch Projektträgern Mittel gestrichen werden, empfinden wir es als Hohn, wenn 500.000 Euro an den hiesigen Akteuren im Kulturbetrieb und der Kreativwirtschaft vorbeiverteilt werden. Dem Ausschreibungs- und Vergabeverfahren mangelte es demnach stark an Transparenz. Eine Ansprache und ein Involvieren hiesiger Initiativen, die die Vielfalt der Künstler*innen und Kreativschaffenden in dieser Stadt repräsentieren, fand nicht statt.

Wir empfinden dies daher als Missachtung unserer Arbeit und der Arbeit all derjenigen, die sich bereits seit mehreren Monaten unermüdlich für die durch Corona wirtschaftlich betroffenen Kreativschaffenden einsetzen, ebenso als Missachtung all derjenigen Künstler*innen im Kulturbetrieb und Erwerbstätigen in der Veranstaltungswirtschaft, die sich in den letzten Wochen ehrenamtlich engagiert haben, der hiesigen Spielstätten und Musikclubs, die immer noch auf Unterstützung hoffen.

Wir fordern, dass ein zu diesen Zeiten (der Haushaltssperre!) derart hoch budgetiertes Projekt nachhaltig und breit angelegt sein muss. Ein Dresdner Kultursommer sollte unter Einbeziehung, vielmehr noch gemeinsam mit den hiesigen Kulturakteuren und Initiativen ausgearbeitet und umgesetzt werden. Die hier verankerte Summe muss möglichst vielen Initiativen zu Gute kommen und breitenwirksam unterstützen; das Programm so konzipiert sein, dass es nicht nur bei Tourist*innen für Unterhaltung sorgt, sondern mit Dresdner Künstler*innen verschiedener Sparten für die Dresdner Bürger*innen gestaltet wird.

Hintergrund

Derzeit liegt dem Stadtrat Dresden eine Verwaltungsvorlage vor, die 500.000 Euro für ein Konzept der "Dresdner Kulturinseln" vorsieht. Durch verschiedene Darbietungen von Dresdner Künstler*innen auf 12 Bühnen an 8 Wochenenden soll die Dresdner Innenstadt wiederbelebt werden.

Die Vorlage ist hier im Ratsinformationssystem der Stadt Dresden einsehbar.

Wir gestalten Dresden kritisiert das Vorgehen der Verwaltung sowie die Auftragsvergabe und Schwerpunktsetzung des Konzeptes.

Dem Vergabeverfahren mangelt es an Transparenz, der Auftragsvergabe an Einbezug lokaler Initiativen und dem Konzept an Bandbreite in der Schwerpunktsetzung.

Ein Dresdner Kultursommer muss alle Kunstsparten einbeziehen - Musik, Tanz, Schauspiel, media arts, Bildende Kunst etc. -, verschiedene Initiativen des Dresdner Kunstbereichs an der Umsetzung eines solchen Projektes beteiligen und sich v.a. an die Dresdner Bürger*innen richten, etwa mit einer dezentralen Struktur über die Innenstadt hinaus.

 

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