Pressemitteilung: Sachsen ohne Strategie für Zukunftsbranche Kreativwirtschaft

Gemeinsame Pressemitteilung von Wir gestalten Dresden und dem Leipziger Verein Kreatives Leipzig 

Erhebliche Wettbewerbsnachteile für alle in Sachsen ansässigen Kultur- und Kreativwirtschaftsunternehmen befürchten die Interessenvereinigungen der Kreativwirtschaft in Dresden und Leipzig.

Anlass für diese Befürchtung ist eine Stellungnahme von Staatsminister Sven Morlok zu einem Antrag der SPD-Fraktion der sich mit dem Thema „Kultur- und Kreativwirtschaft – Förderung einer wachstumsstarken Branche“ befasst und heute (Mittwoch, 9. Mai) im Plenum des Sächsischen Landtages diskutiert wird. Darin werden einige der zentralen Forderungen der sächsischen Kreativwirtschaft aufgegriffen.

Angeregt wird unter anderem „auf Landesebene einen zentralen Ansprechpartner (...) für die Belange der Kultur- und Kreativwirtschaft zu schaffen.“ „In seiner Antwort auf diese Forderung verweist der Minister leider ausschließlich auf das Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes, das aufgrund des starken Wachstums der Branche unbedingt durch lokale Angebote unterstützt werden muss. Diese sollten auf die Belange der Kreativunternehmer zugeschnitten sein und Neugründungen langfristig begleiten.“ so Claudia Muntschick, Vorstandsmitglied des Dresdner Branchenverbandes „Wir gestalten Dresden“. Um zu sehen dass es auch anders geht, muss man dabei noch nicht einmal bis nach Nordrhein-Westfalen oder in die Bundeshauptstadt schauen: „Während sich Thüringen mit einer eigenen Agentur für die Kultur- und Kreativwirtschaft positioniert und Sachsen-Anhalt auf Messen und im Web massiv für seine Kreativwirtschaftsunternehmen wirbt, schließt Staatsminister Morlok in seiner Stellungnahme eigene Anstrengungen seitens des Freistaats faktisch aus“, so Stefanie Bamberg, Vorsitzende der Leipziger Interessenvertretung der Kultur- und Kreativwirtschaft „Kreatives Leipzig“.

Dabei wäre der Aufwand, die sächsische Kultur- und Kreativwirtschaft weiter zu stärken, vergleichsweise gering. Neben Anpassungen der Mittelstandsrichtlinie, die es auch kleineren Unternehmen möglich machen würde beispielsweise eine Förderung für Beratungsleistungen in Anspruch zu nehmen wäre auch eine explizite Aufnahme der Kultur- und Kreativwirtschaft in die sogenannten Operationelle Programme für die neue Förderperiode der EU ein Schritt in die richtige Richtung. Eine Empfehlung die im Übrigen auch explizit in der „Europa 2020 – Strategie“ der EU erwähnt wird. „Man kann schon den Eindruck gewinnen, dass an einigen Stellen in Politik und Verwaltung der Prozess der Erkenntnis, wie groß die Potentiale der sächsischen Kreativwirtschaft sind, mehr als langwierig ist“, so Stefanie Bamberg. Und Claudia Muntschick ergänzt: “Unternehmen der Kreativwirtschaft, das hat eine Untersuchung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie aus dem Jahr 2009 gezeigt, sind sehr viel krisenfester als die Unternehmen der klassischen Industriezweige. Während in der Automobil- und Maschinenbauindustrie Umsatzeinbrüche von bis zu 23 % zu verzeichnen waren, ging der Umsatz in der deutschen Kreativwirtschaft während der Finanzkrise um lediglich 3,5% zurück. Im verarbeitenden Gewerbe mussten damals 4,5% der Mitarbeiter entlassen werden, im Gegensatz dazu stiegen die Beschäftigungszahlen in der Kreativwirtschaft sogar um 1,8%, trotz Krisenjahr.“

Gleichzeitig punktet die Branche auch in Sachen Innovation. Die KfW hat festgestellt, dass rund jeder fünfte Gründer in der Kreativwirtschaft (18%) mit einer Marktneuheit auf den Markt geht. Diese Potentiale nicht weiter zu fördern, kann sich der Freistaat eigentlich nicht erlauben. Die beiden Branchensprecherinnen weisen deshalb nochmals auf die lokalen Stärken hin: „Sachsen verfügt über eine lange und erfolgreiche Unternehmertradition. Um nachhaltige Standortvorteile im Freistaat zu schaffen, muss diese unternehmerische Kompetenz in zukunftsfähige Modelle übertragen werden. Im globalen Wettbewerb spielt die Ansiedlung von Kreativbetrieben inzwischen eine entscheidende Rolle. Hier sollten, wie es seit Jahren ja auch für Ansiedlungen anderer Industrien völlig normal ist, unbedingt die notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen werden.“

Gemeinsame Pressemitteilung von Wir gestalten Dresden und dem Leipziger Verein Kreatives Leipzig

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