Atelierbesuche Dresdner KünstlerInnen + Interview

Gemeinsam mit dem Landesverband Bildende Kunst Sachsen e.V. organisierte das Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst die Reihe von Atelierbesuchen bei Dresdner KünstlerInnen. Anfang November 2015 startete Staatssekretär Uwe Gaul seine Atelierbesuche im Großraum Dresden, dem Besuche in in Leipzig und Chemnitz folgten.

Hinter den Kulissen des Dresdner Kunstmarktes – Atelierbesuche bei elf Dresdner KüstlerInnen

Interessierte BürgerInnen waren dazu aufgerufen, den Staatssekretär bei seinen Besuchen zu begleiten. Wir gestalten Dresden startete am 2. November gemeinsam mit einer kleinen Gruppe zum Ateliermarathon einmal die Woche.

Weitere Gastgeber waren u.a. Frank K. Richter-Hoffmann, Jiří Čujan (+2018), Thomas Hellinger, Katharina Kretschmer, Frank Panse, Michael Lange, Yasushi Iwai und Christian Neuber.

Frank K. Richter-Hoffmann

Logo Frank K. Richter

Ein Prozess geprägt von Überraschungen mit Hilfe von Farbe, Innenraum und Papier  |  Bildender Künstler und Lehrer für Bildnerisches Gestalten

Begonnen hat die Ateliertour bei dem Dresdner Künstler und WGD-Verbandsmitglied Frank K. Richter-Hoffmann. Wir haben ihn nicht nur nach seiner Arbeit als Bildender Künstler, sondern auch nach der Stellung der Kunst und der Arbeit eines Künstlers heute gefragt.

 

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Frank K. Richter-Hoffmann wurde 1979 in Dresden-Friedrichstadt geboren sowie lebt und arbeitet als performing-touring-visual artist nun von Dresden aus. 2008 gründete er das Institut für Elementare Zeichensysteme. Sein Tätigkeitsfeld umfasst die Arbeit als Bildender Künstler und als Lehrer für Bildnerisches Gestalten. Frank K. Richter realisiert seit 2000 eine überregionale Ausstellungstätigkeit zum Beispiel in Würzburg, Heidelberg, Bremen, Berlin, Allgäu und in Dresden.

Beschreiben Sie Ihre Arbeit in max. 3 Sätzen

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Richter-Hoffmanns Werk beinhaltet Bilder, auf denen er – aus dem Strom eines unbewussten Handels sowie angespült aus einer anderen Welt – kontinuierlich malerische Netze auswirft und Anker legt. Aus dieser Gemenge-Lage filtert er abstrakt-subjektive Formen heraus. Sie weisen einen organischen Charakter auf, der jedoch nicht näher verdinglicht und durch keine Erklärungsmuster aufgelöst werden soll.

Nach dem Abitur studierten Sie zuerst vorübergehend Theaterwissenschaft, Kunstgeschichte und Musikwissenschaft. Inwieweit beeinflussen Sie diese Fachrichtungen heute in Ihrem künstlerischen Schaffen?

Hier ein Auszug aus dem Textteil zum Vordiplom von Frank K. Richter von 2005:

Gesamtheit

„Welche Art der Präsentation? Ich will mehr als nur eine Wand, ich will einen Raum, den ich als Gesamtheit sehe, in ihm wird meine Gedankenwelt sichtbar. Das Gesamtheit weist die Künste, die durch ihre Zusammenführung eine Erweiterung ihrer Mittel und Techniken erfahren haben, wiederum auf sich selbst zurück. Die einzelne Kunst kann zu einem Haus werden und entfaltet sich darin als Gesamtheit. Sie erfüllt sich, wenn der Einzelne sich selbst als diesen Raum begreift, sich selbst zum Instrument wird, um das, was er in der Auseinandersetzung mit dem Kunstwerk erfahren hat, einzusetzen für die anderen, wenn diese Bewusstheit selbst Räume schafft. (...) In welchem Raum sehe ich und was macht diesen aus? Ein Raum ist trotz allem die Begrenzung eines Raumes, schließt jedoch völlig das Blickfeld ein, dass was wir konkret sehen. Aus der Erinnerung heraus kennen wir, dass sich was außerhalb dieses Raumes befindet. Durch Bewegung, durch die Reise, durch Erfahrung wissen wir mehr. Wir können uns bewegen, reisen, und können ahnen, was dahinter sein kann. Dieser „Denkraum“ gibt trotz allem den Horizont vor, den momentanen. Gibt es trotz allem Begrenzungen? Die Begrenzung des Tafelbildes passt nicht in meinen Kopf. Meine Inszenierung, meine Ordnung der Dinge will aus diesem Zustand ausbrechen.“

Braucht es heute zwingend einen interdisziplinären Ansatz in der zeitgenössischen Kunst?

Dieser interdisziplinäre Ansatz ist grundlegend für mein Denken und Schaffen, so dass es als konsequent betrachtet werden kann, dass ich von 2006 bis 2009 in der Fachklasse Übergreifendes künstlerisches Arbeiten / Mixed Media an der HfBK Dresden studiert habe. Der Arbeitstitel meiner Diplomarbeit von 2009 nannte sich „Durch einen Umraum einen Ausdruck finden“.

Wie ist heute das Bild des Künstlers? Wie hat es sich verändert?

Die erste Frage, die mir sehr oft gestellt wird: „Und davon kann man Leben?“ Ich antworte darauf, dass ich ja vor Ihnen stehe, sowie dass ich besser davon leben könnte, wenn Sie mir etwas Abkaufen würden. Jeder kann heute Kunst machen, auch die Kinder der Betrachter können so malen!
Für mich wird es dann zu einem professionellen Tun, wenn es dann dauerhaft sowie fortwährend als Arbeit verstanden wird.

Welche weiteren Kompetenzen, neben den künstlerischen, beeinflussen Ihre Arbeit?

Wie wäre es mit Selbstmarketing, Kommunikationstalent und Hartnäckigkeit. Aber auch ständig die Frustationstoleranz zu erhöhen zu können, das heißt bildlich gesprochen, gegen eine Wand rennen und kurz davor stilvoll stoppen.

Wie ist es heute in der Kunst zu produzieren? Was inspiriert Sie?

Mich inspiriert der Alltag (vorwiegend der Großstadt) und seine Schönheit. Weil ich nicht anders kann und es meiner Natur entspricht neue Bildwelten zu erschaffen. Wie wäre es mit Joseph Beuys, Franz Erhard Walther und Wols.

Kennt dich keiner, will dich keiner. Wie wichtig sind Netzwerke für Ihre Arbeit?

Netzwerke wachsen, stiften Bereicherung und erschaffen Möglichkeiten. Lehrer der Schule im bildenden und musikalischen Bereich bereicherten mich und gaben mir den Rückhalt diesen Weg zu gehen.

Welche Herausforderungen stellt der heutige Kunstmarkt an den Künstler?

Sich ständig neu zu erfinden!

Wie wichtig ist Ihr Atelier in der Neustadt für Sie?

Um mich herum brauche ich beim Arbeiten ein buntes lebendiges Viertel.

Was ist Ihnen am Kreativstandort Dresden wichtig und warum?

Die Stadt der kurzen Wege, die Möglichkeit der Konzentration auf die künstlerische Arbeit, weniger Ablenkung als zum Beispiel in Berlin und die Vertrautheit.

Welche Potentiale sehen Sie für den sächsischen / Dresdner Kunstmarkt?

Öffnung für andere kulturelle Lebenswirklichkeiten.

Aktuelle Highlights

  • Auftrag: Raummalerei im Club Standesamt im Torhaus am Palaisplatz, Dresden
  • 09. Nordhäuser Grafikpreis der Ilsetraut Glock-Grabe Stiftung, Ausstellung der Preisträger, Kunsthaus Meyenburg, Nordhausen

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Wir bedanken uns für das Interview.

Was ist der Kunstmarkt und wer gehört dazu?

Der Kunstmarkt gilt als klassischer kulturwirtschaftlicher Teilmarkt. Er ist am schwierigsten empirisch zu erfassen. Zu ihm zählen vor allem selbstständige bildende KünstlerInnen, kommerzielle Kunstausstellungen und Galerien, der Einzelhandel mit Kunstgegenständen, Bildern und kunstgewerblichen Erzeugnissen, das fotografische Gewerbe, die Auktionshäuser und die Museumsshops.
Laut Monitoring zu ausgewählten wirtschaftlichen Eckdaten der Kultur- und Kreativwirtschaft 2013 gehört der Kunstmarkt damit zu den kleinsten Teilmärkten der Kultur- und Kreativwirtschaft. In Deutschland gibt es ca. 13.000 FreiberuflerInnen und gewerbliche UnternehmerInnen, die im Kunstmarkt verortet sind. Davon sind etwa 2/3 selbstständig bildende Künstler. Der Umsatz beträgt 2,4 Milliarden Euro. Dies entspricht 1,5% des gesamten Umsatzes der gesamten Kultur- und Kreativwirtschaft für das Jahr 2013. [1]

 

[1] Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes:
https://www.kultur-kreativ-wirtschaft.de

 

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