Forderung und Maßnahmen zur Unterstützung der Kultur- und Kreativwirtschaft ’nach‘ Corona

Die mit 1 Mrd. Euro umsatzstarke Kultur- und Kreativwirtschaft trägt nicht nur wesentlich zu einer vielfältigen Unternehmer*innenlandschaft in Dresden bei, sondern vor allem zu einer positiven Lebensqualität unserer Stadt. Bedingt durch ihre Struktur und Arbeitsweise trifft die Corona-Pandemie die Akteure der Kultur- und Kreativwirtschaft aber besonders hart.

Gemeinsam mit anderen Fachverbänden haben wir daher Handlungsansätze erarbeitet, um die Kultur- und Kreativwirtschaft in der Zeit nach Corona zu stärken. Die unten aufgeführten und ausgewählten Maßnahmen zielen dabei vor allem darauf, eine branchenübergreifende Zusammenarbeit zu stärken und durch eine gezielte Unterstützung der Kultur- und Kreativwirtschaft auch andere Branchen zu fördern und zukunftsfähig zu machen.

Alle Maßnahmen stehen HIER als Download zur Verfügung.

Maßnahmen im Detail

1. Abwrackprämie für Webseiten
→ Nicht zuletzt die Corona-Krise machte deutlich, dass digitale Vertriebswege und Angebote wichtiger denn je sind. Viele Unternehmen haben allerdings veraltete oder kaum gepflegte Webseiten, durch die ihnen potentielle Kund*innen und somit gesteigerte Absätze verloren gehen. Eine Abwrackprämie soll Anreize für Unternehmen schaffen, ihren Internetauftritt neu und mit professioneller Unterstützung zu gestalten. Den Zuschuss gibt es für eine Zusammenarbeit mit lokalen Unternehmen.
Eine Maßnahme, die wir auch auf Landesebene durchsetzen wollen. Dresden könnte der Pilot sein. Auch die Stadt Leipzig bezuschusst den Einsatz kultur- und kreativwirtschaftlicher Leistungen in Unternehmen.

2. Ausschreibungen von öffentlichen Projekten und Vergaben nach Branchenstandards
→ Nach wie vor werden lokale Dienstleister in Ausschreibungen und Auftragsvergaben zu wenig berücksichtigt. Außerdem folgen öffentliche Ausschreibungen der LHD weder bekannten Ausschreibungskodizes noch werden sie allgemein bekannten Honoraruntergrenzen noch Urheberrechten gerecht. Ebenso mangelt es oft an Transparenz im Ausschreibungsverfahren.
Am Beispiel von Kreatives Chemnitz kann man sehen, wie in Zusammenarbeit der Stadt mit einem regionalen Kreativwirtschaftsverband Ausschreibungsverfahren fair gestaltet und verbessert werden können (Stichwort: Ausschreibungsrichtlinie).

3. Musikzentrale: Pop-Büro Sachsen
→ Mit einem Jahresumsatz von ca. 300 Millionen Euro und knapp 5.000 Erwerbstätigen, war die Musikwirtschaft in Sachsen trotz einer schwachen Infrastruktur gut aufgestellt. Doch gerade die Musikszene ist nun in ihrer gesamten Breite existenziell bedroht.
→ Darum sollten die bereits seit mehreren Jahren auf Landesebene existierenden Bestrebungen, eine sächsische Musikzentrale (Pop-Büro) zu gründen, die gerade zu diesen Zeiten wieder an Gewicht gewinnen, auch auf kommunaler Ebene unterstützt werden. Die LHD sollte sich bemühen, das Projekt Musikzentrale, das der Bedeutung dieser wichtigen und umsatzstarken Branche der Musikwirtschaft gerecht wird, aktiv zu begleiten und eine Ansiedlung in Dresden gemeinsam mit den Akteuren und Fachverbänden der Kreativwirtschaft aktiv zu forcieren.

4. Förderung von Cross-Innovation-Strukturen
→ Studien belegen, dass Unternehmen, die mit Kreativen zusammenarbeiten, innovativer und erfolgreicher am Markt sind. Denn: Kultur- und Kreativwirtschaft wirkt als Katalysator für andere Branchen. Durch Vermittlungsarbeit und die Kenntnisse spezifischer Tools und Methoden entstehen durch cross-sektorale Zusammenarbeit neue Innovationen in den Unternehmen. Diese Zusammenarbeit gilt es daher gezielt zu fördern.
→ Beispiele für Cross-Innovationen bilden die WGD-Projekte PRIME und das Open Future Lab, aber auch der Ideenwettbewerb Tourismus (Kreatives Sachsen) hin zu vielfältigen weiteren Beispielen an Produkten in der Region (siehe hier).

5. Pilotprojekt: Digitalscouts
→ Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass eine öffentliche Verwaltung digital zugänglich und arbeitsfähig sein muss. Um dies zu befördern, soll die Stärke des Dresdner Digitalsektors genutzt werden. In einem Pilotprojekt unterstützen Digitalscouts eine Verwaltungseinheit dabei, den Großteil ihrer Geschäfte zu digitalisieren.
→ Als Vorbild fungiert das E-Scout-Programm der TU Dresden.

6. Crowdfunding-Förderung
→ In der aktuellen Krise haben Kampagnen über Crowdfundingplattformen maßgeblich dazu beigetragen, dass hiesigen Akteure unbürokratisch und schnell Unterstützung fanden. Eine Crowdfunding-Förderung kann dafür sorgen, dass die Kampagnen professionell gestaltet werden und Crowdfunding als alternative Finanzierungsmethode stärker genutzt wird.
→ Als Orientierung dient die Crowdfundingförderung in München.

7. Förderung von Fachverbänden
→ Fachverbände sind nicht zuletzt in Krisenzeiten wichtig. Sie dienen als Beratungs- und Orientierungsstellen für Akteure und sind in Branchen wie der Kultur- und Kreativwirtschaft, die durch eine starke Heterogenität gekennzeichnet ist, von enormer Bedeutung. Eine gezielte Investition in die Verbände der Kreativwirtschaft hat einen vielfachen Hebeleffekt für die Gesamtbranche und der mit ihr kooperierenden Unternehmen.
→ Fachverbände, wie Wir gestalten Dresden, sollten gestärkt und unterstützt werden.

8. Sichtbarkeit des KreativStandorts Dresdens
→ Kultur sowie Kultur- und Kreativwirtschaft sind Standortfaktoren und bestimmen die Standortqualität einer Stadt wie Dresden wesentlich. Dieses Fundament muss gefördert und v.a. sichtbar gemacht werden. Es braucht die positiven Geschichten eines kreativen Dresdens, der jungen und kreativen Unternehmer*innenkultur hin zur subkulturellen Vielfalt dieser Stadt als Voraussetzung dafür, um sowohl Unternehmen und Fachkräfte als auch Tourist*innen in die Stadt zu locken.
→ Maßnahmen wie u.a. das Kreativwirtschaftsquartett und Veranstaltungsformate wie das Undsonstso zeigen die Vielfalt eines kreativen und engagierten Dresdens und geben dabei inspirierende und motivierende Beispiele für junge Unternehmer*innen.

Allgemeine Handlungsempfehlungen

a. Regionale Wertschöpfungsketten und Sensibilisierung für Kreativdienstleistungen vor Ort
→ Insbesondere in Zeiten globaler Rezession ist es wichtig, lokale und regionale Wertschöpfungsketten zu fördern. Dies geht einher mit einer Sensibilisierung für regionale Kreativprodukte und -dienstleistungen. Dies betrifft sowohl öffentliche Auftraggeber*innen als auch Endkund*innen und Verbraucher*innen.

b. Preisbindung gegen Honorardumping
Mehr denn je gilt es v.a. im Bereich der Service- und Kreativdienstleistungen, faire Löhne und Honorare zu zahlen, unrealistische Preis-Leistungs-Verhältnisse zu hinterfragen und so Preisdumping zu vermeiden. Fachverbände geben hier Richtlinien an die Hand, wie Honorarbeträge zu gestalten sind und wo Untergrenzen liegen.

c. Allg. Anpassung und Prüfung der Förder- und Projektmittel
→ Andere Umstände erfordern andere Maßnahmen. Mit Blick auf die durch die Stadt Dresden vorgegebene Haushaltssperre und vorgesehene Kürzung aller Haushalte um 12% müssen bisherige Fördervergaben und möglicherweise überholte (Förder-)Strukturen mehr denn je hinterfragt werden.

d.  Anpassung von Fördermaßnahmen & Soforthilfeprogrammen
→ Nach wie vor muss geprüft werden, wie Fördermaßnahmen und Soforthilfeprogramme optimiert werden können. So sollten Förderzeiträume angepasst werden, eine Entschädigung von Verdienstausfällen insb. für selbstständige Einzelunternehmer*innen möglich sein und eine Unterstützung stark betroffener Branchen wie bspw. der Veranstaltungswirtschaft und der Musikclubs stattfinden.
→ Dass Kultur- und Kreativwirtschaft auch im aktuellen Konjunkturpaket der Bundesregierung zu wenig Berücksichtigung findet, legt der Bundesverband Kreative Deutschland dar.

 

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