Nachgefragt: Wir gestalten Dresden – Gestalter_In des Monats
Dresden: Nikkis machen Leute
Dresden hat sich als Kunst- und Kulturstadt schon seit vielen Jahren einen Namen gemacht. Neben Museen, Kunstsammlungen und barocken Bauwerken hat Dresden aber auch als Kreativstadt viel zu bieten: Junge Startups, neue Kreativräume und Lust auf mehr – wir sind Dresdens Kreativpotenzial auf der Spur!
Nachgefragt! im Februar geht mit Marco Wildner in die zweite Runde
In unserer Portraitreihe Nachgefragt! lassen wir die Menschen zu Wort kommen, die Dresdens Kultur- und Kreativszene einzigartig machen. Mit zehn Fragen und einem Selfie #atwork wagen wir den Blick hinter die Kulissen. Wir wollen wissen, wer Dresdens Querdenker und Ideengeber sind, warum ihr Herz für Dresden schlägt und wie sie sich selbst und ihre Arbeit sehen. Was inspiriert Kreativschaffende in Dresden? Und wo ist Dresden eigentlich am kreativsten?
Warum auch die Großen ihre Spielplätze brauchen, was in der Lößnitzstraße 14 los ist und warum Dresden am Meer liegen sollte – wir haben wieder Nachgefragt!
Wir stellen vor: Marco Wildner, Nikkifakteur
Marco Wildner ist eigentlich Diplom-Lebensmittelchemiker – seine Leidenschaft für Textildruck machte ihn 2009 zum Nikkifakteur. Die Nikkifaktur bietet flexible Möglichkeiten, um Klein- und Kleinstauflagen zu drucken. Hinter der Textildruckerei steckt der Wunsch, Kleidung individuell, fair und hochqualitativ zu gestalten und zu produzieren. Statt Masse von der Stange gibt es in der Nikkifaktur Wunschstücke on-demand! Immer wieder finden hier auch Workshops und Veranstaltungen statt, wie zum Beispiel Lesungen, Modenschauen sowie Ausstellungen. Für unseren Selfie #atwork wurde Marco entgegen aller Selfie-Konventionen von Juliane Meyer fotografiert.
Dein Geschäftskonzept in 140 Zeichen:
Eine Druckerei mit Spezialisierung auf flexiblen on-demand-Print von komplexen Motiven auf hochqualitativen Textilien; sogar als Einzelstück.
Welcher Gegenstand ist aus deinem Arbeitsumfeld nicht wegzudenken?
Da gibt’s einige, also neben den produktionsnotwendigen Maschinen und der Knechtmaschine, landläufig auch „Rechner“ genannt, gibt’s da noch den Kübel mit Internet, den ich täglich gießen muss, damit’s nicht ausgeht und so eine Runde am Kickertisch muss auch hin und wieder mal sein.
Wenn ich anderen erkläre, was ich beruflich mache, dann…
… kommt’s darauf an, ob ich in der Nikkifaktur bin oder auswärts. In der Nikkifaktur selbst lässt es sich sehr einfach erklären, was die Nikkifaktur von einer pragmatischen Textildruckerei aufsteigen lässt zu diesem Ding da, was es eben ist. Da spielt der Raum an sich auch eine große Rolle. Die Nikkifaktur erklärt irgendwie selbst, was man nur schwer in Worte gefasst bekommt.
Um in meiner Branche Erfolg zu haben, braucht man…
… einen langen sowie auch frischen Atem.
Reach to the stars: Wo siehst du dich in 5 Jahren?
Immer noch in unseren Räumen auf der Lößnitzstraße 14. Zusammen mit anderen Interessenten wird gerade ein Erwerbskonzept erarbeitet, was wir der DREWAG gern in wenigen Wochen vorgelegt haben wollen. Wenn die Finanzierung dann steht und sich die Handwerker auch noch als kompetent erweisen sollten, dann werden wir in 5 Jahren hoffentlich unsere eigene Toilette auf der Etage haben.
Wenn du in Dresden eine Sache verändern könntest, dann…
Würde ich Dresden so nehmen wie es ist und es direkt ans Meer setzen. Hier fehlen einfach Badeorte.
Wo ist Dresden am kreativsten?
Wenn ich von mir selbst ausgehe, dann wahrscheinlich unter der Dusche oder am Tresen, aber so allgemein zusammengefasst entstehen die besten Ideen und Kreativität immer in einem gewissen Umfeld bzw. Kontext. Kreativität wird vom Ort erst erlaubt! Dort wo Menschen ungezwungen zueinander finden können, rumblödeln und sich ausprobieren können. Auch die Großen brauchen ihre Spielplätze.
Welches Klischee über deine Branche nervt dich am meisten?
Klischees sind Vorurteile mit einem gewissen Wahrheitsgehalt. Ich würde daher gern alle Klischees kennen. Nebenbei wüsste ich auch gern, zu welcher Branche ich so richtig gehöre.
Was mich nervt ist, wenn der Wert einer Arbeit durch Preisdrückerei madig gemacht wird. Da gibt‘s so preisvergleichende Auskenner, die nicht an Zahlen vorbeischauen können und lediglich aus der kostenrechnerischen Perspektive versuchen Arbeitsprozesse zu bewerten. Dabei drücken sie einem einen Preis auf, der sich an Standards aus der Großindustrie orientiert, aber klammern dann den darüber hinaus enthaltenen Mehrwert vollkommen aus. Wer will sich denn bitte darauf reduzieren lassen? Das Beste was einem passieren kann, ist ja gerade nicht vergleichbar zu sein!
In unserer kleinteiligen Kreativwirtschaft oder auch im Handwerk sollte man sich nicht über möglichst billige Preise definieren, sondern einen möglichst hochqualitativen Output liefern. Das ist es ja gerade, was unsere Branche so spannend macht: Die Flexibilität und die unzähligen kleinen SpezialistInnen – jetzt muss man nur wissen, dass es für jedes Problem jemanden gibt, der genau die Lösung hat. Gebt genau jenen auch den Raum sich zu entfalten, lasst sie sich selbst vernetzen und gebt ihnen die Möglichkeit gefunden zu werden.
Und was leider nur die wenigsten wissen:
Wenn’s regnet wird man nass – also braucht man sich darüber auch nicht beschweren.
Dein Mantra?
Der Schuster trägt das schlechteste Schuhwerk, aber die anderen kochen auch bloß mit Wasser.
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