Status Quo der Kultur- und Kreativwirtschaft

Was für ein verrücktes Jahr 2020 liegt da hinter uns! Seit vergangenem März steht die Kultur- und Kreativwirtschaft nicht nur in Dresden Kopf. Viele Unternehmen verzeichnen hohe Umsatzeinbußen, ein Großteil der Solo-Selbstständigen bleibt bis heute ohne Aufträge und Lohn. Clubs, Theater, Veranstaltungshäuser – sie alle haben bis auf Weiteres geschlossen.

Viele kleine und große Kraftakte waren bis hier hin notwendig.

Zum Jahresbeginn 2021 ziehen wir ein Resümee – aus persönlichen Erfahrungen und Gesprächen, Eindrücken und Umfragen aus der Kultur- und Kreativwirtschaft –, und dies macht klar: das Jahr 2020 hat etliche Reserven, Nerven und Good-Will-Kontingente gekostet; einige sind vollends aufgebraucht. Es waren viele kleine und große Kraftakte notwendig, um hier her zu kommen und die geringe Planbarkeit sorgt auch weiterhin für Unsicherheit – nicht nur bei den Kreativen selbst, sondern natürlich auch bei Auftraggeber*innen, Kund*innen usw.

Insbesondere für die vielen Solo-Selbstständigen aus der Veranstaltungswirtschaft und dem Kulturbereich, ebenso für die Spielstätten und Veranstaltungshäuser wird die finanzielle und existenzbedrohende Krise somit zunehmend auch zu einer substantiellen Krise, die nicht nur auf den Geldbeutel, sondern auch aufs Gemüt schlägt.

Hinter den kreativen Köpfen und Unternehmen unserer Stadt liegen somit zahlreiche Gedanken und Abwägungen, wie es weitergehen wird, gestellte Anträge auf Ersatzleistungen und Ausgleichszahlungen, Bewerbungen auf Fördermittel, Arbeitsstipendien oder Wettbewerbe – alles, um den Verdienst, den man nicht erwirtschaften darf, auszugleichen. Frustrierend, wenn das geförderte Projekt nun mit dem erneuten Lockdown wieder nicht aufgeführt, ja noch nicht einmal dafür geprobt werden darf oder Aufträge erneut zum Erliegen kommen müssen.

Es ist nicht die Frage, ob wir durch die Krise kommen, sondern wie.

Immer wieder wurde aber auch deutlich: ans Aufgeben mag hier eigentlich keiner so richtig denken, auch wenn es bei einigen Kreativen ein unausweichliches Szenario bleibt. – Am Ende ist es eben nicht die Frage, ob wir durch die Krise kommen, sondern wie. Daher war 2020 auch das Jahr neuer Bündnisse, Kooperationen und Initiativen, die gebildet wurden, um gemeinsam kreative und innovative Wege aus der Krise zu finden und Sichtbarkeit für die derzeitige Situation der Branche zu erlangen.

Dazu gesellt sich ein kleiner erster Lichtblick, denn: so manche Branche der Kultur- und Kreativwirtschaft erholt sich ganz langsam wieder. – Wir sind an dieser Stelle sehr vorsichtig mit pauschalen Aussagen, denn Langzeitfolgen kann bisher noch niemand abschätzen (man denke da nur an fehlende Einnahmen durch Rechteverwertungen, gestundete Steuern, geschrumpfte Budgets etc.). Und auch Unternehmen mit gefüllten Auftragsbüchern haben zur Zeit tüchtig mit Kind, Kegel und Corona zu struggeln. – Aber dennoch gibt es die Tendenz, dass im Bereich Design, Film und Marketing, ebenso in der Architektur und Software/Games-Branche die Nachfrage an Dienstleistungen wieder steigt.

Der zweite Lockdown zeigt außerdem, dass viele Unternehmen den Sprung in die Digitalisierung – insbesondere auf der Ebene der Arbeitsorganisation – geschafft haben und sich relativ schnell auf Homeoffice, Online-Meetings und Co. umstellen konnten. Darüber hinaus nutzen nicht wenige Unternehmen die Krise für neue Projekte, Umstrukturierungen und ähnliches – ganz im Sinne eines kreativen Umgangs mit der aktuellen Situation.

Wir brauchen finanzielle Absicherung und Perspektiven.

Genau von diesem Ansatz brauchen wir mehr: gemeint ist ein konstruktiver Umgang mit der Krise. Doch konstruktiv, kreativ und innovativ kann nur derjenige sein, der nicht permanent um seine Existenz bangen muss und der auf die Frage: „Wie kann ich derzeit und wann kann ich meinem Beruf / meiner Berufung wieder nachkommen?“ eine Antwort findet.

Wie schaffen wir es also, die Kreativen vor und hinter den Kulissen, kleine, mittlere, große Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft wieder in eine kreative, produktive und sinnstiftende Tätigkeit zu bringen? Was müssen wir tun, damit Künstler*innen und Kreativunternehmen die Krise für die Weiterentwicklung der eigenen kreativen Arbeit, Persönlichkeit und Kompetenzen nutzen können? Und wie können wir uns zusammentun und uns gegenseitig dabei unterstützen?

Dies sind zentrale Fragen, die wir uns für das kommende Jahr 2021 stellen. Ihre Beantwortung ist unsere Aufgabe und ihre Antwort liegt zwischen der Schaffung einer finanziellen Absicherung und dem Angebot einer ‚seelisch-moralischen’ bis hin zu einer ganz konkreten Unterstützung, um (neue) Perspektiven zu ermöglichen.

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