Review Designers´Open 2014
„Durchhaltevermögen. Verdammt viel Durchhaltevermögen.“, erwidert David Sievers auf die Frage, was man braucht um als Kreativer Erfolg zu haben. Sein Modelabel Ein Löffel voll Zucker präsentierte er dieses Jahr zum ersten Mal auf den Designers‘ Open in Leipzig. Für das dreitägige Designfestival hoffte er auf viele Besucher - 16.200 Fachleute und Designbegeisterte kamen. „Für uns ein guter Grund zum Feiern", erklärt Markus Geisenberger, Geschäftsführer der Leipziger Messe. "Schon im Vorfeld konnten wir einen deutlichen Zuwachs bei der Ausstellerzahl und den teilnehmenden Spots verzeichnen. Die gestiegene Besucherzahl von 16.200 freut uns sehr und macht deutlich, dass wir auf einem guten Weg sind, Deutschlands führendes Designfestival zu werden."
Zur Jubiläumsausgabe der Designers‘ Open in Leipzig trafen sich die sächsischen Branchenverbände der Kultur- und Kreativwirtschaft – Kreatives Chemnitz, Kreatives Leipzig und Wir gestalten Dresden – zum gemeinsamen Stand auf dem Messegelände, um vor Ort über Netzwerkarbeit, Herausforderungen und Zukunftsperspektiven der Branche zu diskutieren.
Vom 24. – 26. Oktober verwandelten 264 Aussteller die Leipziger Messe und das Stadtgebiet in eine Bühne für kreative Köpfe aus der Designbranche. Bereits zum zehnten Mal präsentierten Produkt-, Mode-, Grafik- und Industriedesigner sowie Architekten während der international ausgerichteten Designausstellung ihre Produkte, Konzepte und Projekte.
Aussteller suchten auf der Messe vor allem den Kontakt zum bunt gemischten Publikum; sowohl zu potentiellen Kunden als auch Kollegen – um Werbung zu machen, zu verkaufen, aber auch um Feedback zu bekommen, sich auszutauschen und sich inspirieren zu lassen. Junge Start-ups treffen auf etablierte Designer und solche, die es noch werden wollen. „Die Designers‘ Open ist für mich eine gute Möglichkeit, um eigene Projekte vorzustellen und ihre Außenwirkung kennenzulernen. Ich möchte wissen wie die Leute auf meine Werke reagieren!“, erzählt Nicole Vetter, Diplomstudentin für Schmuckdesign der Hochschule Wismar und Messeneuling. Für Evelina Wert gehören Messen wie die Designers‘ Open zu ihrem Alltag. Die 27-Jährige hat sich mit ihrem Taschen- und Modelabel STIL-MIX vor einigen Jahren selbstständig gemacht. „Masse produzieren, ständig Werbung machen, Fachwissen aneignen, alles selber machen und sieben Tage die Woche, immer, arbeiten… Dass es trotzdem so schnell so groß wird, hätte ich nicht gedacht“ Für ihren Erfolg versteht sie Messen als essentiellen Schauplatz und Verkaufsort: „Durch den Messebetrieb erreiche ich mit meinen Taschen ganz Deutschland – und nicht nur meine Heimatstadt Osnabrück.“
14. Sächsische Staatspreis für Design
Zum Auftakt der Designers‘ Open regnete es Preise für Dresden – im Rahmen der Eröffnung der Messe wurde am Freitagabend der 14. Sächsische Staatspreis für Design in vier Kategorien verliehen. Gleich zwei Dresdner Designbüros gingen als Sieger in den beiden Hauptkategorien Produkt- und Kommunikationsdesign hervor. In der „Königsdisziplin“ Produktdesign gewann das Dresdner Designbüro und Verbandsmitglied neongrau den mit 10.000 Euro dotierten ersten Preis für seinen Entwurf eines universellen, nachrüstbaren Elektroantriebes für Fahrräder. In der Kategorie Kommunikationsdesign siegte die Dresdner Firma intolight, die sich schwerpunktmäßig mit „digital experience design“ beschäftigt. Ausgezeichnet wurden mehrere Exponate, die in einem Mediationszentrum nahe dem Frankfurter Flughafen Befürworter und Gegner des Landebahnausbaus auf wissenschaftlich neutrale Weise zusammen bringen. Erstmals wurde außerdem der Sonderpreis "Apps – mobile neue Medien" vergeben. In dieser Kategorie überzeugte erneut neongrau mit der in Zusammenarbeit mit der Kiwigrid GmbH entwickelten App für die Solarwatt GmbH, die es ermöglicht von der Couch oder unterwegs aus zum Beispiel die heimische Solaranlage zu überwachen und den Verbrauch des selbst erzeugten Stroms zu steuern.
Der Sächsische Staatspreis wird alle zwei Jahre durch das Staatministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr (SMWA) ausgerichtet. "Mit der Verleihung des Sächsischen Staatspreises für Design würdigt der Freistaat die Kreativität und die Kompetenz sächsischer Gestalter und Unternehmen", sagte Staatsminister Sven Morlok.
DO Spot der Sächsischen Kreativverbände
Galerien, Boutiquen und kleine Läden öffneten abseits der Messe bereits ab Montag ihre Türen im Zeichen der DO/Spots und boten die Möglichkeit durch Workshops, Ausstellungen und Diskussionsrunden tiefer in die Kreativwelt einzutauchen. Insgesamt 71 DO/Spots erfüllten Leipzigs Luft mit Neugier, neuen Sounds und künstlerischen Impulsen. Mit dem oh’KS Pop-up Café waren Kreatives Chemnitz, Kreatives Leipzig und Wir gestalten Dresden gemeinsam zu Gast bei cu (contemporary urban) in der Kolonnadenstraße und luden zum Blick hinter die Kulissen ein.
Das dreitägige Programm startete am Donnerstag mit dem „Klub Konkret - Design“ und dem Ziel, Rahmenbedingungen und Handlungschancen der Designbranche in Sachsen zu diskutieren und zu erarbeiten. Freitags reiste Bloggerin und Autorin Katja Kullmann aus Berlin an, um über ihr Buch „Echtleben“ zu reden, das sie selbst als eine „Abrechnung mit dem Hype um die Kreativwirtschaft“ versteht. In der anschließenden Diskussionsrunde sprach Katja Kullmann zusammen mit Anja Dünnebier (Wir gestalten Dresden), Christian Rost (Kreatives Leipzig) und Lars Fassmann (Kreatives Chemnitz) über Crowdfunding, die Bedeutung des Netzwerk-Gedanken und den neuen „Verzweiflungsmut“ junger Leute, die wissen, dass sie mit ihrer Arbeit nicht viel verdienen werden und es trotzdem tun. Zum Abschluss der Veranstaltungsreihe am Samstag thematisierte die Serie „Constanze W. – Ein Tag in fünf Teilen“ mit der Aufführung der ersten Folge „Aufstehen und losgehen“ aktuelle Themen vieler Freiberufler in einer Inszenierung des modernen Lebens.
Über die gesamten drei Tage stellten Kreative aus Dresden, Chemnitz und Leipzig ihre Produkte in einem Pop-Up Store aus und lieferten ein Bild über das Spektrum der sächsischen Kreativwirtschaft.
Zurück auf der Designers‘ Open bringen Nils Hauer und Knut Weitzel vom Einrichtungslabel Blechmöbel es auf den Punkt, warum die Designers‘ Open und andere Messen für so viele Akteure unentbehrlich sind und weiterhin sein werden: „Um als Kreativer erfolgreich zu sein braucht es Qualität, Kundennähe, einen guten Namen und gute Messen, die ein gutes Publikum bringen.“